Apples Tablet-Strategie im Fokus: Der Spagat zwischen Massenmarkt und High-End-Performance

Apple verfolgt mit seiner aktuellen Produktpalette eine deutliche Zweiklassenstrategie, die unterschiedlicher kaum sein könnte. Während das Unternehmen im Einsteigersegment auf bewährte, fast schon historische Hardware setzt, um den Bildungssektor und preisbewusste Käufer zu bedienen, demonstriert die Pro-Reihe mit dem neuen M5-Chip eindrucksvoll, was technisch derzeit machbar ist. Dieser Bericht beleuchtet die Kluft zwischen dem pragmatischen iPad der 7. Generation und dem futuristischen Anspruch des iPad Pro M5.

Bewährte Technik für die breite Masse

Mit der Vorstellung der siebten Generation seines klassischen iPads zielt Apple eindeutig auf Volumen ab, statt mit Innovationen zu glänzen. Das Gerät verfügt nun über ein 10,2-Zoll-Retina-Display, das etwas größer ausfällt als beim Vorgänger. Zwar bewarb der Konzern aus Cupertino die höhere Auflösung und das weitere Sichtfeld im Vergleich zu günstigen Windows-Laptops, doch darf dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich hierbei um eine moderate Produktpflege handelt. Die Ränder um den Bildschirm bleiben verhältnismäßig breit, was das Design im Vergleich zu den teureren Schwestermodellen etwas altbacken wirken lässt.

Auf kostenintensive Features wie die Face-ID-Gesichtserkennung wird in diesem Preissegment bewusst verzichtet. Stattdessen setzt Apple weiterhin auf den im Home-Button integrierten Touch-ID-Sensor. Dies dürfte jedoch kaum als Nachteil gewertet werden, da sich die Fingerabdruckerkennung bei der Nutzerbasis nach wie vor großer Beliebtheit erfreut und ein schnelles, sicheres Entsperren gewährleistet.

Ein Herz aus dem iPhone 7

Dass es sich bei diesem Modell nicht um ein Premiumprodukt handelt, wird beim Blick auf das Innenleben deutlich. Apple verbaut den A10 Fusion-Prozessor, einen Chip, der bereits vor drei Jahren im iPhone 7 seine Premiere feierte. Höchstleistungen sind hier nicht zu erwarten, doch für den angepeilten Einsatzbereich – alltägliche Aufgaben, Medienkonsum und Bildungsanwendungen – ist die Leistung absolut ausreichend und dürfte in dieser Preisklasse sogar weiterhin zur Spitze gehören.

Strategisch positioniert Apple dieses Tablet verstärkt für den Bildungssektor. Mit der Unterstützung für den Apple Pencil und Tastatur-Cover sowie dem neuen, optimierten iPadOS versucht der Konzern, Marktanteile in Schulen und Universitäten zu sichern oder auszubauen. Das Gehäuse besteht lobenswerterweise vollständig aus recyceltem Aluminium und bietet weiterhin einen klassischen Kopfhöreranschluss neben dem Lightning-Port. Preislich orientiert sich das Modell am Vorgänger: Der Einstieg liegt bei 379 Euro für die 32-GB-Variante mit WLAN, während Bildungseinrichtungen einen rabattierten Preis von 299 Dollar erhalten. Wer LTE-Konnektivität oder 128 GB Speicher benötigt, muss entsprechend tiefer in die Tasche greifen, wobei die Preise hier bis auf 619 Euro steigen.

Der Quantensprung: Das iPad Pro mit M5-Chip

Einen radikalen Gegenentwurf zum pragmatischen Einsteigermodell liefert Apple mit dem neuen M5 iPad Pro. Hier geht es nicht um Kompromisse, sondern um reine Zukunftssicherheit und Performance. Äußerlich bleibt das Gerät der extrem schlanken und hochwertigen Designsprache des Vorjahres treu, doch unter der Haube hat sich der Fokus massiv auf KI-Leistung und Grafikreserven verschoben. Das Ultra Retina XDR Tandem-OLED-Display bleibt dabei die Referenzklasse: Tiefe Schwarzwerte, exzellente Helligkeit und die flüssige 120Hz-ProMotion-Technologie machen die Interaktion – sei es beim Scrollen oder beim Zeichnen mit dem Apple Pencil Pro – zu einem visuellen Erlebnis.

Im Inneren arbeitet der neue M5-Chip, gefertigt im 3-nm-Verfahren der dritten Generation. Er bietet schnelleren Speicher, eine leistungsfähigere GPU und höhere SSD-Geschwindigkeiten. Im normalen Alltag fühlt sich das System erwartungsgemäß reaktionsschnell an; Apps starten sofort und Multitasking stellt keinerlei Herausforderung dar. Der wahre Leistungssprung gegenüber dem M4-Vorgänger offenbart sich jedoch erst bei anhaltender Last und komplexen Workflows, wo die Hardware nun deutlich mehr Reserven bietet.

KI-Leistung und professionelle Workflows

Das eigentliche Potenzial des M5 liegt in seiner Architektur, die speziell für künstliche Intelligenz optimiert wurde. Durch neu gestaltete Neural Accelerators in den GPU-Kernen laufen lokale KI-Aufgaben spürbar schneller ab. On-Device-Modelle profitieren von der erhöhten Speicherbandbreite, was sich besonders bei längeren Eingabeaufforderungen bemerkbar macht. Obwohl das App-Ökosystem noch dabei ist, diese Leistung voll auszuschöpfen, ist die Hardware nicht mehr der limitierende Faktor.

Auch im Bereich der Videobearbeitung spielt das Pro-Modell seine Muskeln aus. Anwendungen wie Final Cut Pro oder DaVinci Resolve profitieren von beschleunigtem Rendering und geschmeidigeren Timelines. Für Nutzer, die von älteren Generationen kommen, ist das M5 iPad Pro eine extrem potente mobile Schnittstation, die in Kombination mit einem Tastatur-Cover für viele Anwender den Laptop vollständig ersetzen kann – insbesondere bei textlastigen Arbeiten oder der visuellen Planung.

Fazit: Hardware eilt der Software voraus

Zusammenfassend zeigt sich Apples Fähigkeit, extrem unterschiedliche Zielgruppen zu bedienen. Während das iPad der 7. Generation solide Technik zu einem erschwinglichen Preis bietet und damit die Basis abdeckt, ist das M5 iPad Pro ein technologisches Kraftpaket, das auf die Zukunft ausgerichtet ist. Die Kameras des Pro-Modells bleiben zwar unverändert, erfüllen aber ihren Zweck für Dokumentenscans und Videokonferenzen mittels Centre Stage tadellos. Das Gerät fühlt sich unglaublich leistungsfähig an, hinterlässt jedoch – wie so oft bei der Pro-Serie – den Eindruck, dass die Software und die professionellen Workflows erst noch vollständig zu der enormen Hardware-Power aufschließen müssen.