Tomaten gehören zu den beliebtesten Gemüsesorten in deutschen Gärten und auf Balkonen. Während viele Hobbygärtner auf die bewährte Methode der eigenen Anzucht aus Samen setzen, revolutioniert die Wissenschaft parallel den Anbau in großem Stil. Eine neue Studie aus Japan zeigt, wie Tomaten künftig ressourcenschonend und klimaunabhängig in urbanen Farmen wachsen könnten.
Der richtige Start: Tipps für die Aussaat zu Hause
Wer Tomaten selbst aus Samen ziehen möchte, schafft die ideale Grundlage für eine reiche Ernte. Diese Methode ist nicht nur kostengünstiger als der Kauf von Jungpflanzen, sondern bietet auch Zugang zu einer weitaus größeren Sortenvielfalt. Bei der Verwendung von samenfesten Sorten lassen sich zudem aus den Früchten Samen für das nächste Jahr gewinnen, die ihre sortentypischen Eigenschaften behalten.
Der richtige Zeitpunkt für die Aussaat ist entscheidend für den Erfolg. Zwar wird auf Saatgutverpackungen oft ein Beginn ab Ende Februar empfohlen, doch dies ist nur für Besitzer eines frostfreien Gewächshauses sinnvoll, in das die Jungpflanzen im April umziehen können. Für den Anbau im Freiland oder auf dem Balkon empfiehlt es sich, mit der Aussaat bis Mitte oder Ende März zu warten. Ein zu früher Start führt oft dazu, dass die Pflanzen bis zum Auspflanzen nach den Eisheiligen Mitte Mai lange, dünne und schwache Triebe bilden. Diese „vergeilten“ Pflanzen sind anfälliger für Krankheiten und entwickeln sich schlechter. Eine zu späte Aussaat hingegen verkürzt die Wachstumsperiode und kann den Ertrag mindern.
Das optimale Umfeld für Keimung und Wachstum
Für eine erfolgreiche Anzucht wird spezielles Substrat, sogenannte Anzuchterde, empfohlen. Diese ist nährstoffarm und fördert die Entwicklung eines kräftigen und kompakten Wurzelwerks, anstatt das Längenwachstum zu beschleunigen. Als Pflanzgefäße eignen sich kleine Anzuchttöpfe, Schalen oder andere Behälter, solange sie über ein Abflussloch zur Vermeidung von Staunässe verfügen.
Die Samen sollten in einem Abstand von etwa einem Zentimeter zueinander auf die gleichmäßig verteilte Erde gelegt werden. Da Tomaten zu den Lichtkeimern gehören, werden die Samen nur hauchdünn mit Erde bedeckt – am besten gelingt dies mit einem Sieb. Anschließend wird die Erde leicht angedrückt und vorsichtig mit einer Sprühflasche befeuchtet, um ein Wegschwemmen der Samen zu verhindern. Für ein ideales Keimklima sorgt eine durchsichtige Abdeckung, etwa von einem Mini-Gewächshaus. Um Schimmelbildung vorzubeugen, sollte die Abdeckung täglich für einige Zeit gelüftet werden. Ein heller und warmer Standort, beispielsweise eine Fensterbank, ist ideal für die jungen Pflanzen.
Die Zukunft des Anbaus: Tomaten aus dem LED-Labor
Während Hobbygärtner ihre Methoden verfeinern, steht der kommerzielle Tomatenanbau vor großen Herausforderungen. Der lange Wachstumszyklus sowie der hohe Bedarf an Licht und Wasser machen die Produktion ressourcenintensiv. Der Klimawandel verschärft diese Probleme und gefährdet die Stabilität der Ernten. Herkömmliche Gewächshäuser sind stark vom Sonnenlicht abhängig und stoßen in sonnenarmen Regionen an ihre Grenzen.
Eine vielversprechende Lösung bieten sogenannte vertikale Farmen oder Pflanzenfabriken, in denen alle Umgebungsbedingungen künstlich gesteuert werden. Bisher galt der hohe Energieverbrauch, insbesondere für die Beleuchtung, als Hürde für den Anbau von lichtintensiven Kulturen wie Tomaten. Forscher um Professor Wataru Yamori an der Universität Tokio haben nun jedoch erfolgreich den Anbau von Strauchtomaten und Cherrytomaten unter reiner LED-Beleuchtung getestet.
Vielversprechende Ergebnisse für die urbane Landwirtschaft
In der Studie, die in einer vollständig kontrollierten Umgebung durchgeführt wurde, kamen hocheffiziente LED-Systeme zum Einsatz. Die Ergebnisse waren beeindruckend: Die großen Strauchtomaten wiesen einen höheren Vitamin-C-Gehalt auf als ihre im Gewächshaus gewachsenen Pendants. Die Cherrytomaten übertrafen die Vergleichsgruppe sogar in Bezug auf Ertrag, Geschmack und Textur und trugen zudem schneller Früchte.
Professor Yamori betonte, dass die Studie beweist, dass anspruchsvolle Pflanzen wie Tomaten nachhaltig in LED-basierten Anlagen angebaut werden können. Diese Methode bietet eine konsistente Qualität und einen Nährwert, der die traditionelle Produktion teilweise übertrifft. Obwohl noch Herausforderungen bei der Feinabstimmung von Licht, Temperatur, Feuchtigkeit und Nährstoffzufuhr bestehen, ebnet die Forschung den Weg für eine urbane Landwirtschaft. Diese könnte künftig eine stabile Versorgung mit qualitativ hochwertigen und nährstoffreichen Tomaten gewährleisten – völlig unabhängig von Klima und Jahreszeit.