Die Windenergiebranche erlebt derzeit eine Welle von Innovationen, die von kompakten Lösungen für den Privatgebrauch bis hin zu monumentalen Offshore-Anlagen reichen. Aktuelle Entwicklungen aus den USA und China zeigen die enorme Bandbreite neuer Ansätze zur Energiegewinnung.
Aeromine: Stille Windkraft für Flachdächer
Das US-Startup Aeromine Technologies, eine Ausgründung von US-Universitäten, hat eine neuartige Windturbine für Hausdächer vorgestellt. Das System verzichtet vollständig auf äußerlich sichtbare bewegliche Teile, wie man sie von klassischen Windrädern kennt. Stattdessen nutzt die Anlage aerodynamische Effekte, ähnlich einem Spoiler bei einem Rennwagen. Der anströmende Wind wird durch diese Konstruktion konzentriert und verstärkt, um eine vertikal im Inneren des Gehäuses installierte Turbine anzutreiben.
Nach Angaben der Entwickler, deren Arbeit auf Forschungen der Sandia National Laboratories und der Texas Tech University basiert, bietet dieser Ansatz erhebliche Vorteile. Da keine externen Propeller rotieren, entfallen typische Zulassungsprobleme wie Lärmemissionen oder Lichtreflexionen. Obwohl die interne Turbine Geräusche erzeugen muss, ist von einer effektiven Schalldämmung auszugehen.
Effizienter als Solarenergie?
Aeromine wirbt damit, dass die Anlage bei gleichen Anschaffungskosten 50 Prozent mehr Strom produzieren soll als eine vergleichbare Photovoltaik-Anlage. Eine einzelne Einheit soll demnach so viel Energie liefern wie 16 herkömmliche Solarmodule. Ob diese ambitionierten Werte in der Praxis erreicht werden, muss sich noch zeigen.
Das System könnte sich jedoch als wertvolle Ergänzung oder Alternative zur klassischen PV-Anlage erweisen, insbesondere da es auch in den Abendstunden oder nachts Strom erzeugen kann. Laut den Entwicklern eignen sich die neuen Turbinen besonders gut für die Installation auf Flachdächern von Gewerbehallen und ähnlichen Gebäuden.
Chinas Offshore-Pläne: Eine 50-MW-Doppelkopf-Turbine
Während Aeromine auf dezentrale Kleinanlagen setzt, verschiebt der chinesische Konzern Mingyang die Grenzen im Offshore-Bereich. Mingyang entwickelt derzeit eine schwimmende 50-Megawatt-Windturbine, die alle bisherigen Leistungsrekorde pulverisieren würde.
Bei dem geplanten Modell handelt es sich um eine „Doppelkopf“-Turbine (twin-headed). Mit dieser enormen Leistungskapazität wäre die Anlage Berichten zufolge doppelt so groß wie andere Spitzenmodelle, die sich aktuell in der Entwicklung befinden, und würde einen neuen Meilenstein im globalen Wettlauf um die leistungsstärksten Windkraftanlagen auf See markieren.