Zeitenwende in der Königsklasse: Mehr Sprints und radikaler Kurswechsel bei Red Bull

Die Formel 1 steht niemals still. Während strukturelle Änderungen am Rennkalender für mehr Action an den Wochenenden sorgen sollen, richtet sich der Blick im Fahrerlager bereits auf die einschneidenden Personalentscheidungen für die Zukunft. Die Königsklasse befindet sich in einem permanenten Wandel, sowohl was das Reglement als auch die Besetzung der Cockpits betrifft.

Verdopplung der Sprint-Action

Die Entscheidung ist gefallen und sie dürfte die Dynamik der Weltmeisterschaft spürbar verändern. Der Automobil-Weltverband FIA hat bestätigt, dass die Anzahl der Sprintrennen ab der Saison 2023 signifikant erhöht wird. Statt der bisherigen drei werden künftig sechs dieser verkürzten Läufe am Programm stehen. Dies ist die zweite maßgebliche Anpassung für das kommende Jahr, nachdem der Kalender bereits auf die Rekordzahl von 24 Rennen aufgestockt wurde. Die Verantwortlichen versprechen sich davon mehr Spannung für die Fans und eine Aufwertung der Rennwochenenden.

Das Format bleibt dabei in seiner Intensität erhalten: Das klassische Qualifying rückt auf den Freitag, während am Samstag ein 100-Kilometer-Sprint über die Startaufstellung für den Grand Prix am Sonntag entscheidet. Nachdem in der laufenden Saison bereits in Imola und am heimischen Red Bull Ring in Spielberg Sprints ausgetragen wurden, bildet Sao Paulo den Abschluss. Doch während die FIA an der Stellschraube des Formats dreht, sorgt Red Bull Racing mit einer brisanten Personalrochade für das Jahr 2026 für ein echtes Beben am Fahrermarkt.

Red Bulls radikaler Schnitt für 2026

Die Entscheidung in Milton Keynes ist gefallen und sie lässt keinen Stein auf dem anderen. Isack Hadjar wird zum Stammfahrer befördert und nimmt ab 2026 den Platz an der Seite von Max Verstappen ein. Die Lücke, die bei den Racing Bulls entsteht, füllt Arvid Lindblad, der künftig Teamkollege von Liam Lawson sein wird. Diese Neuaufstellung bedeutet im Umkehrschluss das bittere Aus für Yuki Tsunoda als Stammpilot.

Der japanische Rennfahrer, der seine gesamte Karriere in der Formel 1 darauf hingearbeitet hat, den begehrten Sitz im Top-Team zu ergattern, steht nun faktisch mit leeren Händen da. Sein Traum hat sich nicht nur zerschlagen, er verliert seinen Platz in der Startaufstellung gänzlich und muss sich mit der Rolle des Reservefahrers bei Red Bull begnügen. Zwar zeigte Tsunoda in den letzten Rennen eine aufsteigende Formkurve, doch reichte dies nicht aus, um an das Niveau eines Max Verstappen heranzureichen. Red Bull benötigt, um wieder als Zwei-Wagen-Team dominieren zu können, konstante Punktegaranten.

Ein Wagnis mit den Rookies

Experten wie Gary Anderson sehen in der Beförderung Hadjars einen logischen, wenn auch riskannten Schritt. Red Bull hatte faktisch kaum andere Optionen. Hadjar hat seinen Speed bei den Racing Bulls unter Beweis gestellt, doch das taten vor ihm auch Lawson und Tsunoda, ohne im Anschluss restlos zu überzeugen. Anderson hätte dem jungen Talent zwar gerne noch ein Lehrjahr bei den Racing Bulls gegönnt, um die letzten Ecken und Kanten abzuschleifen, doch die Chance im Top-Team wird Hadjar zweifellos ergreifen.

Der Zeitpunkt für diesen Wechsel scheint indes klug gewählt. Mit dem neuen Reglement, das 2026 in Kraft tritt, beginnt eine neue Ära. Da sich das Fahrverhalten der Boliden grundlegend ändern wird, können beide Piloten bei null anfangen, ohne dass Verstappen einen gravierenden Erfahrungsvorsprung mit dem spezifischen Fahrzeugkonzept hat. Dennoch bleibt es eine Herkulesaufgabe, gegen den wohl besten Piloten des aktuellen Feldes zu bestehen.

Der Fall Sainz und Kritik am Management

Bei der Bewertung dieser Rochade bleibt jedoch ein bitterer Beigeschmack, wenn man den Blick auf Carlos Sainz richtet. Der Spanier liefert im Williams, einem Auto mit etlichen Defiziten und ohne Weiterentwicklung seit April, Woche für Woche beeindruckende Ergebnisse ab. Er hat das Team hinter sich geeint und zwei Podestplätze mehr eingefahren als Tsunoda. Dass weder Red Bull noch Mercedes oder Ferrari ihn langfristig gebunden haben, stößt bei Beobachtern auf Unverständnis.

Gleichzeitig muss sich Red Bull Kritik an seinem Fahrermanagement gefallen lassen. Die Entscheidung, Lawson im Team zu behalten, ist aus Gründen der Kontinuität zwar nachvollziehbar, doch bei Lindblad sind die Zweifel größer. Seine Konstanz in der Formel 2 ließ zu wünschen übrig. Es zeigt sich einmal mehr, dass frühere Fehlentscheidungen – wie die überhastete Beförderung von Fahrern mitten in der Saison ohne ausreichende Vorbereitung – langfristige Folgen haben. Tsunoda bezahlt nun den Preis für diese Politik, auch wenn er seine Chancen auf der Strecke letztlich nicht konsequent genug nutzen konnte. Ob dieser personelle Reset den gewünschten Erfolg bringt, wird erst die Zeit zeigen.